Diagnose: soziale Phobie

Diagnosen von psychischen Erkrankungen, wie z. B. der sozialen Angststörung (auch: soziale Phobie), werden durch Diagnosehandbücher geregelt.

Diese Handbücher helfen dem Arzt oder Therapeuten bei der Identifizierung und Unterscheidung verschiedener Erkrankungen, deren Symptome sich oft überschneiden und sich teilweise ähneln können.

Zum Beispiel kann das Auftreten von Panikattacken bei einem Patienten auf die Diagnose einer Panikstörung hindeuten.

Untersucht man jedoch die zugrunde liegende Angst, die hinter diesen Panikattacken steckt, kann man zu dem Schluss kommen, dass der Patient nicht um seine Gesundheit besorgt ist, sondern darum, als unsicher angesehen zu werden und deshalb beurteilt oder abgelehnt zu werden.

In diesem Fall ist die Diagnose einer sozialen Angststörung wahrscheinlicher.

In diesem umfassenden Leitfaden fassen wir die genauen Diagnosekriterien der sozialen Phobie zusammen und helfen dir, dir ein Bild von deiner aktuellen Situation zu machen.

Wie du sehen wirst, kann eine formelle Diagnose nur von einer qualifizierten Fachkraft gestellt werden. Du solltest dich an einen Arzt, Psychiater oder Psychologen wenden, um eine offizielle Diagnose zu erhalten.

Dies vorausgeschickt, lass uns in das Thema genauer eintauchen.

Wie wird die soziale Angststörung diagnostiziert?

Normalerweise wird die soziale Phobie von Psychiatern, klinischen Psychologen oder regulären Ärzten diagnostiziert. Sie begutachten die Anamnese des Patienten, überprüfen die vorliegenden Symptome und stellen fest, ob diese die offiziellen Diagnosekriterien erfüllen oder nicht.

Je nach Land, in dem du wohnst, und je nachdem, an welche psychiatrische Einrichtung oder Fachkraft du dich wendest, kann das Handbuch, das zur Diagnose deiner sozialen Phobie verwendet wird, variieren.

Es gibt zwei gängige Handbücher, die für die Diagnose von psychischen Erkrankungen verwendet werden: Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) und die International Classification of Diseases (ICD).

Eine dritte Möglichkeit, das Handbuch der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnose (OPD), wird manchmal von Fachleuten verwendet, die einen psychodynamischen Hintergrund haben. Anstatt sich ausschließlich auf die Symptome des Patienten zu konzentrieren, zielt es darauf ab, die Variablen der psychodynamischen Theorie zu messen und wissenschaftlich akzeptable Diagnosen für diesen therapeutischen Ansatz bereitzustellen.

Das DSM-5 wird hauptsächlich in den USA und zu Forschungszwecken verwendet. Das ICD-10 wird international für die Diagnose von psychischen Störungen verwendet. Die OPD-2 wird manchmal von psychodynamischen Therapeuten verwendet, um psychiatrische Erkrankungen gemäß der psychodynamischen Theorie zu diagnostizieren.

Obwohl ihr klinischer Nutzen in Frage gestellt wurde, können diese Handbücher dabei helfen (American Psychiatric Association, 2013):

  • die Faktoren zu identifizieren, die die Beschwerden und das damit verbundene Leiden einer Person verursachen und aufrechterhalten;
  • die Diagnose mit einer soliden wissenschaftlichen Basis zu untermauern;
  • die effektivste und umfassendste Behandlung und Intervention zu wählen;
  • transparentere Behandlungsprozesse zu schaffen;
  • den Schweregrad einer psychischen Erkrankung zu bestimmen (das DSM-5 unterscheidet z. B. zwischen leicht, mittelschwer, schwer und extrem).

Was genau sind Diagnosekriterien?

Diagnosekriterien sind die konkreten Beschreibungen einer Krankheit. Sie basieren auf einer wissenschaftlichen Grundlage und verallgemeinern die Anzeichen und Symptome, die für eine bestimmte Erkrankung typisch sind. Sie berücksichtigen unter anderem kulturelle, emotionale, kognitive und verhaltensbezogene Kontexte.

Nehmen wir zum Beispiel an, dass 2000 sozial ängstliche Menschen untersucht werden und 98% von ihnen eine irrationale Angst aufweisen, wenn sie einer potenziellen Bewertung durch andere Menschen ausgesetzt sind.

Diese Angst wird als Symptom angesehen und wird dann verallgemeinert, standardisiert, auf Zuverlässigkeit getestet und als Diagnosekriterium für die soziale Angststörung festgelegt. Auf diese Weise kann eine Checkliste mit verschiedenen Symptomen und Merkmalen erstellt werden.

Schauen wir uns einmal die Diagnosekriterien aus jedem dieser Handbücher an. Dies wird dir eine gute Vorstellung davon geben, ob du von der sozialen Phobie betroffen bist oder nicht.

DSM-V Diagnosekriterien für soziale Angst

Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) wird von der American Psychiatric Association (APA) veröffentlicht und alle paar Jahre überarbeitet und aktualisiert.

Wenn du in den Vereinigten Staaten lebst, ist es wahrscheinlich, dass dieses Handbuch für die Diagnose deiner sozialen Angststörung verwendet wird. Auch wenn du anderswo lebst, könnte dein behandelnder Therapeut dazu geneigt sein, es zu verwenden.

Offizielle DSM-5-Diagnosekriterien für die Diagnose der sozialen Angststörung (soziale Phobie).

Bezüglich des Spezifikators für “nur Leistungsansgt” weist das DSM-5 darauf hin:

“Personen mit dem reinen Leistungsangsttyp haben Leistungsängste, die typischerweise im Berufsleben (z. B. Musiker, Tänzer, Darsteller, Sportler) oder in Rollen, die regelmäßiges öffentliches Sprechen erfordern, am stärksten beeinträchtigen. Leistungsängste können sich auch im beruflichen, schulischen oder akademischen Umfeld bemerkbar machen, in dem regelmäßige öffentliche Präsentationen erforderlich sind. Personen mit reiner Leistungsangst fürchten oder vermeiden keine sozialen Situationen, die nicht leistungsbezogen sind.”

Werfen wir nun einen Blick auf die diagnostischen Kriterien des ICD-10.

ICD-10-Diagnosekriterien für soziale Phobie

Im Gegensatz zum DSM umfasst das Handbuch der International Classification of Diseases (ICD) nicht nur psychische Erkrankungen, sondern alle Arten von Krankheiten.

Es wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben und wird weltweit verwendet. Dies ermöglicht die Verfolgung krankheitsspezifischer Prävalenzen (Wie viele Menschen sind zu einem bestimmten Zeitpunkt betroffen? Wie viele Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben daran?).

Im Gegensatz zum DSM werden psychiatrische Zustände nicht als Störungen, sondern als Krankheiten bezeichnet. Wie du sehen wirst, diagnostiziert das ICD-10 nicht die soziale Angststörung, sondern die soziale Phobie.

Offizielle ICD-10-Diagnosekriterien für soziale Phobie (soziale Angststörung).

Zu guter Letzt wollen wir sehen, wie die OPD-2 an die Diagnose der sozialen Angststörung herangeht.

OPD-2 Diagnosekriterien für soziale Phobie

Die Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) ist ein diagnostisches und praktisches Handbuch für die Psychotherapie. Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Manualen konzentriert sich dieses auf das Herangehen an Störungsbilder aus psychotherapeutischer Sicht und gibt Hinweise für eine potentiell erfolgreiche Behandlung.

Wie der Name schon sagt, wird es vor allem von psychodynamischen Therapeuten verwendet und basiert auf den Prinzipien der Tiefenpsychologie, wie dem Unbewussten und zwischenmenschlichen Konflikten.

Offizielle OPD-2-Diagnosekriterien und Verfahren für die soziale Angststörung (soziale Phobie).

Wie du sehen kannst, unterscheidet sich dieses letzte Manual deutlich von den beiden vorangegangenen, da es sich in erster Linie auf das subjektive Erleben des Patienten konzentriert, anstatt auf objektive Checklisten.

Um mehr über den psychodynamischen Ansatz bei sozialer Phobie zu erfahren, empfehlen wir dir unseren Artikel über psychodynamische Therapie bei sozialer Angst.

Wer kann soziale Angst diagnostizieren?

Generell kann eine soziale Phobie (soziale Angststörung) von einem Facharzt (bevorzugt Psychiater), einem klinischen Psychologen oder von einem Psychotherapeuten diagnostiziert werden. Selbstdiagnosen sind unter jeglichen Umständen zu vermeiden.

Je nachdem, in welchem Land (oder Staat) du wohnst, kann dies unterschiedlich sein. Wenn du dir nicht sicher bist, an wen du dich wenden kannst, sprich mit deinem Hausarzt.

Es gibt jedoch auch eine Reihe von Tests, mit denen du das Ausmaß deiner sozialen Unsicherheit selbst messen kannst. Ein solches Instrument ist die Selbstbericht-Version der Liebowitz Sozialangst Skala. Es handelt sich um einen kurzen Fragebogen, für den du etwa 10 Minuten benötigst.

Anzeichen der sozialen Phobie

Falls du vermutest, dass du an einer sozialen Phobie leidest, dir aber noch unsicher bist, ob deine soziale Angst klinisch von Bedeutung ist oder nicht, solltest du dir die folgenden Anzeichen ansehen, die deinen Verdacht möglicherweise bestärken.

Die folgende Liste zeigt die gängigsten Erscheinungsformen der sozialen Angst:

  • Du machst dir viele Gedanken darüber, was andere von dir denken könnten.
  • Du vermeidest es, Dinge zu sagen oder zu tun, weil du befürchtest, dass du verurteilt oder nicht gemocht werden könntest.
  • Du hast Angst, vor Gruppen zu sprechen (beachte, dass diese Angst sehr verbreitet ist, auch bei Menschen ohne soziale Phobie).
  • Du hast Angst, etwas zu sagen oder zu tun, was andere beleidigen könnte, und schränkst deshalb dein Verhalten ein.
  • Du fürchtest dich davor, als ängstlich oder unsicher wahrgenommen zu werden.
  • Du hast Angst, wahrnehmbare Angstsymptome zu zeigen (wie Erröten, Schwitzen, Zittern, eine yittrige Stimme usw.).
  • Du hast Angst, dich lächerlich zu machen und fühlst dich leicht beschämt oder gedemütigt.
  • Du machst dir viele Gedanken darüber, was du zu anderen sagen sollst. Manchmal planst du ganze Unterhaltungen.
  • Du hast oft Angst, dich vor anderen zu blamieren (z.B. zu stolpern oder hinzufallen).
  • Du machst dir übermäßig viele Gedanken darüber, soziale Verhaltensregeln zu verletzen.
  • Es ist dir unangenehm, Blickkontakt aufzunehmen und zu bewahren.
  • Du bist sehr darüber besorgt, unsympathisch zu sein, dumm, seltsam oder inakzeptabel für andere zu erscheinen.
  • Du wirst sehr nervös, wenn du mit einer Person zu tun hast, zu der du dich hingezogen fühlst.
  • Du fühlst dich sehr unwohl, wenn du Fremde triffst.

Beachte, dass dies nur die häufigsten Beispiele sind und dass sich die meisten Menschen mit dem einen oder anderen dieser Symptome identifizieren, da es sich um normale menschliche Unsicherheiten handelt.

Wenn du dich jedoch mit zahlreichen dieser Anzeichen identifizierst und du deinen Lebensstil deswegen einschränkst, ist es recht wahrscheinlich, dass du an einer sozialen Angststörung leidest.

Was solltest du tun, wenn du denkst, dass du soziale Phobie hast?

Inzwischen hast du wahrscheinlich eine ziemlich gute Vorstellung davon, ob du eine soziale Phobie hast oder nicht. Was solltest du tun, wenn du glaubst, dass du betroffen bist?

Wenn du glaubst, dass du an sozialer Phobie leidest, wende dich an deinen Hausarzt, einen Psychiater, einen klinischen Psychologen, oder einen Psychotherapeuten, um deinen Verdacht zu überprüfen. Die soziale Angststörung erfordert eine fachgerechte Behandlung und sollte ernstgenommen werden.

Außerdem solltest du dir unseren kostenlosen 7-tägigen E-Mail-Kurs nicht entgehen lassen.

Er wird dir helfen, Einblicke in die Auslöser und Symptome deiner Angst zu gewinnen, praktische Werkzeuge zur kurz- und langfristigen Linderung deiner Angst zu erlernen und dich unter fachkundiger Anleitung auf den Weg zu einem zufriedeneren und selbstbewussteren Leben zu machen.


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Über den Autor: Martin Stork

Martin ist ausgebildeter Psychologe mit einem Hintergrund in Physiotherapie. Er hat verschiedene Selbsthilfegruppen für Menschen mit sozialer Angst in Washington, DC und Buenos Aires, Argentinien, organisiert und geleitet. Er ist der Gründer von Conquer Social Anxiety Ltd, wo er als Autor, Therapeut und Leiter tätig ist. Du kannst hier klicken, um mehr über Martin zu erfahren.